Und das Gott gemäß dem Alten Testament am siebten Schöpfungstag ruhte sowie das 3. Gebot, den Sabbat zu heiligen und nicht zu arbeiten, sind für ihn aktuell die religiösen Ansatzpunkte zum Kampf für ein Verbot der Sonntagsarbeit. Er forderte dazu auf, sich konsequent so zu verhalten, dass weder man selbst noch jemand anders durch einen veranlasst wird, unnötig am Sonntag zu arbeiten. Dass dabei schnelle und wenig umsichtige Ableitungen von Handlungsvorschriften für den Politiker aus der Bibel nicht einfach möglich sind, war dabei allen bewusst. Zum Sabbatgebot wurde so z. B. darauf verwiesen, was Jesu in Lukas 14, 1-6 bekanntlich den Pharisäern antwortete, als sie ihn fragten, ob man am Sabbat heilen dürfe: „ Wer ist unter euch, dem sein Sohn oder sein Ochse in den Brunnen fällt und der ihn nicht alsbald herauszieht, auch am Sabbat?“
Eine lebhafte Diskussion um die Möglichkeiten, eine „Politik gemäß der Bibel zu gestalten“ war mit diesen und vielen anderen Ableitungen, die der Referent beim „3. Politischen Aschermittwoch“ vortrug, ausgelöst. Bestehende Dilemmata, etwa dem zwischen einem „Recht auf Tyrannenmord“ und dem christlichen Gebot zur Feindesliebe sowie bei der Frage danach, wo denn „der gute Gott in Auschwitz“ war, wurden aufgezeigt – und nicht negiert. Zu der gut besuchten Veranstaltung hatte die SPD-Georgsmarienhütte wieder eingeladen. Nach einem katholischen und evangelischen Geistlichen in den beiden Vorjahren redete diesmal Diakon Welkener den Genossen ins Gewissen. Diese hoben zum Schluss hervor, dass ein solcher Abend mit der ausdrücklichen Gelegenheit zum grundsätzlichen Überlegen und Debattieren erneut ein Gewinn war. Die SPD als eine Programmpartei müsse sich regelmäßig immer wieder ihrer ethischen Wurzeln – an diesen Abenden der christlich-sozialen –vergewissern. Ansonsten veröden diese und die Politik wird „pragmatistisch“.
Zu Beginn hatte Welkener die Geschichte, Positionen und Struktur der Neuapostolischen Kirche vorgestellt. Bzgl. der Betonung des Wortes und der Sakramentenlehre zeigt sich eine besondere Nähe zur evangelischen Kirche, hinsichtlich des Amtsverständnisses (Bisher gibt es bei allen anfänglichen Diskussionen um die Zulassung von Frauen zum kirchlichen Amt nur ordinierte Männer!) und der regelmäßigen Verbindung von Wortgottesdienst und Abendmahl am Sonntag gibt man sich eher katholisch. Der – zwar abnehmende – Aktivitätsgrad von über 70% bei der Gemeinde in Georgsmarienhütte dürfte dagegen Vertreter beider anderen großen christlichen Konfessionen in der Stadt natürlich vor Neid erblassen lassen.