Ein Politiker, der bewegte: Helmut Stahlmann

„Ich bin diesem Mann nie begegnet – mittlerweile habe ich aber so viel von ihm gehört und gelesen: ich wäre ihm gern begegnet!“ In dieser Einschätzung waren sich die Vorsitzende der SPD-Georgsmarienhütte, Jutta Olbricht, und der Bürgermeister der Stadt, Ansgar Pohlmann, bei einer Erinnerungsveranstaltung aus Anlass des 90. Geburtstages von Helmut Stahlmann einig. Eingeladen hatte dazu am Grab von Helmut und seiner Frau Ursel die SPD in Abstimmung mit seiner Familie.

Die Tochter, Ulrike Stahlmann-Liebelt, beruflich als Oberstaatsanwältin und Sprecherin der Staatsanwaltschaft Flensburg und ehrenamtlich seit 1992 am Aufbau von Netzwerken gegen alle Formen von sexueller Gewalt in Schleswig-Holstein tätig, bedankte sich im Namen der gesamten Familie für die große Beachtung, die das Wirken der Eltern in der Stadt auch jetzt noch, 15 Jahre nach dem Tod ihres Vaters, genieße. Sie zeige sich u. a. an der großen Zahl der Teilnehmer, die sich anschließend in den Räumen der AWO-Alt-Georgsmarienhütte drängten. Dort berichteten dann vor allem „Weggefährten“ über Helmut Stahlmann. „Als 1968 in Hütte Stahlmann und in Oesede Ludwig Siepelmeyer jeweils als Bürgermeister ans Ruder kamen, da waren zwei Macher am Werk – und Rudolf Rolfes besorgte das Geld“, erinnerte der langjährige Stadtpolitiker und Stellvertreter von Helmut Stahlmann als SPD-Fraktionsvorsitzender, Josef Niemann, an den Einigungsprozess, der so zügig zur erfolgreichen Neugründung der Stadt Georgsmarienhütte im September 1970 führte. Und Niemann ließ nicht unerwähnt, dass Stahlmann nicht nur hier sein großes Feingefühl und taktisches Können unter Beweis stellte. Überhaupt versuchte Stahlmann immer wieder über die Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg Partner für die Durchsetzung von Projekten zu gewinnen. Dies machte auch der Leiter der städt. Kulturverwaltung, Johannes Börger, deutlich, als er an die politische Unterstützung von Stahlmann für den Kulturfrühling, den Erhalt der Klöckner Häuser, die Errichtung des Forum Artium und die Gründung der Malschule Paletti erinnerte. Auf Seiten der CDU waren dann z. B. oftmals deren Kulturpolitiker Theo Elixmann und Werner Schmigelski mit ihm „im Boot““. Helmut Stahlmann als der besonnene, beherrschte und bedachtsam handelnde Initiator und „Netzwerker“ – so stellten ihn der Nachfolger im Amt des Leiters der Realschule, Eduard Hoffmann, und Ratskollege Klaus Kraegeloh vor. Viel beifälliges Kopfnicken im Raum! Seine Tochter, Ulrike Stahlmann-Liebelt, war es, die deutlich machte, dass es im Blick auf den kommunal- und schulpolitischen Alltag jedoch auch den verletzten, ungeduldigen und ärgerlichen Helmut Stahlmann gab. „Hier war die Familie dann der Puffer! Und wenn neben dem Beruf nachmittags und abends Konferenzen, Sitzungen und Besprechungen nahezu täglich anstanden, dann war eben auch bei Stahlmanns die Erziehung weitgehend Frauen-, sprich: Mutters-Sache. Der Vater war ohne Zweifel aber Vorbild bei der Wahrnehmung sozialer Missstände und der Übernahme gesellschaftspolitischer Verantwortung. “ Sie sprach zudem über das musisch-interessierte Leben bei Stahlmanns – bereits der Großvater war Kirchenorganist gewesen und Helmut half hier auch immer mal wieder aus. Nicht zufällig deshalb der Notenschlüssel auf dem Grabstein der Stahlmanns – Ursel war im Posaunenchor der Lutherkirche aktiv – und auf der aktuellen Erinnerungsanzeige in der Tageszeitung. Bach – aber auch Piaf – verehrte der Frankreichliebhaber Stahlmann. Dass die Stahlmanns ihre Kinder anhielten, sich auch aktiv der Musik zu widmen, schilderte der Sohn, Dr. Martin Stahlmann, Lehrer in Neumünster, dessen Brief seine Schwester Ulrike vorlas. Er selbst konnte aus gesundheitlichen Gründen zu seinem großen Bedauern nicht anwesend sein. Enkel Felix und Bruder Wolfgang zeichneten, gespannt verfolgt von den Anwesenden, in ihren Schilderungen sehr persönliche Bilder von ihren Erlebnissen mit Helmut und Ursel. Ein Stück Stadtgeschichte, festgemacht an Personen, in einer von Friedel Timmermann umsichtig organisierten und Eberhard Schröder stimmungsvoll moderierten Veranstaltung.